Naumburg war wie überall

Im Rückblick der geschichtlichen Betrachtung wird die Zeit der "Wende" oder "sanften Revolution" zumeist an den Großstädten Berlin, Leipzig und Dresden festgemacht, obwohl diese Städte nur einen Bruchteil der Bevölkerung der DDR repräsentieren. Das hing natürlich damit zusammen, daß die Großstädte im Blitzlichtgewitter der westlichen Medien lagen. Wenn überhaupt von "Revolutionären" geredet werden konnte, so machten diese vielleicht gerademal 10.000 von 16. Millionen Einwohnern aus und waren im Vorfeld der politischen Ereignisse in den Provinzstätten prozentual ähnlich stark engagiert. Auch Naumburg war trotz seiner Insellage gleichsam im Mittelpunkt des geschichtlichen Handelns. Nicht die zentrale Lage allein zwischen Halle, Leipzig und Jena war dafür entscheidend, sondern konkrete Vernetzungen der Strukturen innerhalb der Widerstandsbewegung/en, häufig getragen durch enge Kontakte zu Jenaer Künstlerkreisen und natürlich durch die Kirchliche Hochschule, die bis 1993 in unmittelbarer Nähe zum Naumburger Dom ihren Sitz hatte. Vieles, was in Berlin an Aktionen lief, war in Naumburg konspirativ vorbereitet worden.

 
   

Aufbruch und Umbruch

Die gezeigten Fotografien von Gunter Heineck, allesamt in schwarz-weiß auf ORWO-Material belichtet, sind spannende und überraschende Dokumente aus der Zeit vor und nach dem November 1989. Spannend, da niemand in Naumburg in diesem Zeitabschnitt derart umfassend - fast wild - das öffentliche Leben der Kleinstadt dokumentiert hat. Bei Parteikundgebungen, Volksfesten, Begegnungen mit sowjetischen Soldaten und vor allem bei den Protestdemonstrationen im Herbst 89 war er mit seiner Kamera dabei.

 

 

 


 
1. Demo
04.11.1989
Menschen-
schlangen
  Häuser


 
2. Demo
19.11.1989
Markttreiben    
   
3. Demo
15.01.1990

  Stilleben
  Gunter Heineck
 
   
Die zwanzig ausgestellten Karikaturen von Andreas Neumann-Nochten, der von 1979 bis 1992 in Naumburg gelebt hat, entstanden größtenteils in den Frühjahrsmonaten 1990. In einer Mischtechnik aus Aquarell und Buntstift entstanden sind sie Dokumente des kulturpolitischen Geschehens im deutsch-deutschen Zusammengehen. Mit dem zeitlichen Abstand betrachtet zeigen sie einen Weitblick, der vom Künstler damals nur teilweise und ungewollt erahnt war.  
   
   
Karikaturen (01)   Karikaturen (02)   Andreas Neumann-Nochten
 
   

Der Rückblick als Ausblick